Interview mit Fabian Glaser

Seit Sommer 2024 bist du nicht mehr HLA-Spieler sondern bist in unsere Jugendabteilung gewechselt. Wie war der Übergang vom Spieler zum Trainer?
„Der Übergang vom HLA-Spieler zum Jugendtrainer war in vielerlei Hinsicht anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Als Spieler bin ich einfach in die Halle gegangen, habe die vorgegebenen Übungen des Trainers bestmöglich umgesetzt und mich voll auf meine eigene Leistung konzentriert. Jetzt bin ich derjenige, der die Trainings plant und dafür verantwortlich ist, sie so zu gestalten, dass meine Spieler sich optimal entwickeln.
Ein wichtiger Aspekt ist auch die langfristige Planung: Entwicklungsziele setzen und diese konsequent umsetzen. Der größte Unterschied für mich war jedoch, dass ich in den Spielen nicht mehr aktiv eingreifen kann. Als Trainer stehe ich an der Seitenlinie und kann nur durch Anweisungen Einfluss nehmen – umsetzen müssen es die Jungs selbst.“

Du bist Trainer unserer U15/U16.  Wie siehst du die Entwicklung deiner Schützlinge bis jetzt und welches Potential besitzen sie aus deiner Sicht?
„Wir haben in diesem Altersbereich zwei Jahrgänge mit vielen talentierten Spielern. Einige haben das Potenzial, es in die erste Mannschaft zu schaffen und dort vielleicht sogar einmal tragende Rollen zu übernehmen. Allerdings sind sie mit 15, 16 oder 17 Jahren noch sehr jung, und es liegt noch viel Arbeit vor ihnen – viele Trainingseinheiten, viele Spiele, viele Herausforderungen.
Es ist wichtig, Geduld zu bewahren und den Spielern genug Zeit zur Entwicklung zu geben, damit sie nicht zu früh in eine Rolle gedrängt werden, die sie athletisch, körperlich oder auch handballerisch noch nicht ausfüllen können. Unser Fokus liegt jetzt darauf, durch gezieltes Training und individuelle Förderung aus ihnen vollwertige, junge Spieler zu machen. Sie sollen später keine bloßen Lückenfüller in der Männermannschaft sein – das entspricht weder ihren Ambitionen noch unseren Erwartungen.“

Welche Werte möchtest du deinen Spielern vermitteln? Was ist dir in deren Persönlichkeitsentwicklung wichtig?
„Werte sind für mich ein zentrales Thema. Während meiner aktiven Karriere hatte ich viele verschiedene Trainer, von denen ich jeweils etwas mitgenommen habe. Da einige von ihnen aus unterschiedlichen Nationen kamen, konnte ich unterschiedliche Handballphilosophien kennenlernen und herausfiltern, was mir besonders wichtig erscheint.
Mir ist es extrem wichtig, dass die Jungs verstehen, dass sie es selbst in der Hand haben, das Beste aus sich herauszuholen. Wer alles gibt und zu 100 % hinter seiner Sache steht, kann viel erreichen. Dazu gehört aber auch eine echte Liebe zum Sport – eine Leidenschaft, die sich entwickeln muss. Ich selbst spüre sie seit meiner Kindheit, und genau deshalb bin ich Trainer geworden.
Es gibt für mich kaum etwas Schöneres, als den Sport auszuüben, den man liebt, über Jahre hinweg täglich zu trainieren und schließlich vor hunderten von Zuschauern auflaufen zu dürfen. Diese Motivation und Zielsetzung möchte ich den jungen Spielern vermitteln – einerseits, um ihnen zu zeigen, wie erfüllend es sein kann, diesen Weg zu gehen, andererseits aber auch, um ihnen bewusst zu machen, welchen Aufwand es dafür braucht.
Dazu gehört weit mehr als nur regelmäßiges Training. Der richtige Umgang mit Rückschlägen, Niederlagen und Verletzungen ist essenziell. Wichtig ist, jeden Tag einen Schritt voranzukommen und sich stetig weiterzuentwickeln.
Auch die Persönlichkeitsentwicklung spielt eine große Rolle. Sportvereine sind ein hervorragendes Umfeld, um soziale Kompetenzen zu erlernen: Wie verhalte ich mich in einer Gruppe? Wie gehe ich mit anderen um? Diese Erfahrungen bereiten junge Menschen optimal auf ihr späteres Leben vor.
Besonders schön ist es zu sehen, wie sich die Spieler im Laufe der Jahre entwickeln. Einige kenne ich bereits seit ihrer Kindheit und habe ihre Entwicklung mitverfolgt. Jetzt als Trainer habe ich die Möglichkeit, sie weiter zu formen – nicht nur zu herausragenden Handballern, sondern auch zu charakterstarken Persönlichkeiten.“

Wie läuft die Zusammenarbeit mit unserem HLA-Trainer Risto Arnaudovski?
„Nachdem die älteren Jungs zu Saisonbeginn ins Future Team aufgerückt sind und dort ihre ersten Erfahrungen sammeln konnten, war es wichtig, dass wir uns eng mit Noel und Risto abstimmen. Das funktioniert hervorragend – Risto ist sehr engagiert und man merkt, wie gern er mit jungen Spielern arbeitet. Er hat ein großes Interesse daran, jeden einzelnen Spieler besser zu machen.
Diese Woche hatten einige meiner Spieler die Möglichkeit, bei seinen Trainingseinheiten mitzumachen und den Alltag eines HLA-Spielers hautnah zu erleben. Es ist großartig, dass Risto ihnen diese Chance gibt.
Er verfolgt auch regelmäßig die Spiele unserer Jugendmannschaften, gibt uns Rückmeldungen zur Entwicklung der Spieler und hilft dabei, sie individuell zu fördern. Er hat eine klare Vorstellung davon, welche Fähigkeiten die Jungs mitbringen müssen, um den Sprung in den Profibereich zu schaffen.
Unsere Zusammenarbeit basiert auf vielen Gesprächen und läuft bislang hervorragend. Ich hoffe, dass sich das langfristig so fortsetzt und dass wir gemeinsam eine starke Basis schaffen, um noch mehr junge Talente an den Verein heranzuführen.“

Du bist schon lange im Verein und hast viel miterlebt. Hast als Jugendlicher hier begonnen Handball zu spielen und hast es bis in die HLA geschafft. Wie schätzt du die Situation in der gesamte Jugendarbeit ein?
„Ich glaube, dass in unserer Jugendabteilung aktuell ein frischer Wind weht. Alle Beteiligten arbeiten mit dem Ziel, junge Talente bestmöglich in unser Vereinssystem zu integrieren und ihre Entwicklung optimal zu fördern.
Wir wollen Kinder und Jugendliche für unseren Sport begeistern und ihnen zeigen, wie faszinierend Handball sein kann. Besonders durch die Kooperation mit Schulen erhalten unsere Nachwuchsspielerinnen und -spieler die Möglichkeit, nahezu unter professionellen Bedingungen zu trainieren.
Natürlich erfordert das ein hohes Maß an Zeit und Engagement – sowohl von den Jugendlichen als auch von ihren Eltern. Doch mit Angeboten wie dem Frühtraining haben wir Trainer noch bessere Möglichkeiten, unsere Talente gezielt zu entwickeln.
Es wäre schön, wenn möglichst viele junge Sportler – egal ob Handballer oder Fußballer – von diesen Strukturen profitieren. Unser Ziel ist es, die Nachwuchsarbeit kontinuierlich zu verbessern und jungen Talenten die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Karriere zu bieten.“